Tracht des Jahres 2020: Scheeßeler Tracht

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Foto aller Trachten

Scheeßel

Wenn man in Scheeßel von Heimatpflege und Erhaltung des alten Brauchtums spricht, denkt man in erster Linie an die Trachten und die Scheeßeler Bunten (Volkstänze des Kirchspiels Scheeßel). Ihr Ursprung geht zurück bis in die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg.

Um 1650 wurde unter Mitwirkung der Kirche im Kirchspiel Scheeßel die Scheeßeler Tracht angeschafft. Sie ist weitestgehend auf die Kirchenordnung ausgerichtet. Zu Freuden sowie zu Trauerzeiten gab/gibt es bestimmte Trachten und Traditionen. Jeder Lebensabschnitt spiegelt sich in seiner jeweiligen Tracht und den dazugehörigen Bräuchen wider. Taufe, Konfirmation, heiliges Abendmahl, Hochzeit, verschiedene Trauerstufen, aber auch Festtage, Sonntage und Arbeit haben ihre eigenen Trachten.

Scheeßel liegt am linken Wümme-Ufer, unmittelbar gegenüber befindet sich Jeersdorf. Verbunden waren beide Orte/Ortschaften durch die sogenannte Fregatenbrücke in der Nähe der Scheeßeler Mühle, am Mühlenteich, über die der gesamte Fuhrverkehr in Richtung Zeven führte und einem Fußsteg in der Nähe der heutigen Grundschule. Mit dem Ausbau der Kreisstraße nach Zeven wurde dieser Fußsteg im Jahr 1888 zu einer zweiten befahrbaren Querung/Brücke ausgebaut.

Ursprünglich gehörten zum Kirchspiel Scheeßel einmal 31 Dörfer und einstellige Höfe. Am 1.4.1936 wurden die Dörfer Vahlde, Benkeloh und Riepe an die Gemeinde Fintel abgetreten, sodann 1957 die Dörfer Lauenbrück, Stemmen und Helvesiek, dazu die einstelligen Höfe in Appel, Griemshoop, Hunhorn und Rehr. Zum Kirchspiel Scheeßel gehören nunmehr Jeersdorf, Westerholz, Hetzwege, Abbendorf, Wittkopsbostel, Sothel, Westeresch, Wohlsdorf, Bartelsdorf, Westervesede, Ostervesede ebenso der Einhof Emmen und die Siedlung Einloh.

Die Scheeßeler Tracht

Die Scheeßeler Tracht ist etwa 370 Jahre alt und kurz nach dem 30-jährigen Krieg um 1650 entstanden. Der Einfluss der Mode war maßgeblich daran beteiligt, dass die Tracht allmählich aus dem Alltag verschwand. Die Tracht ist bäuerlichen Ursprungs und wurde von den Frauen bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts allgemein getragen. 1964 verstarb die letzte Frau, die bis zu ihrem Tod die Scheeßeler Tracht trug. Zu jedem Anlass im Leben eines Menschen gab es bestimmte Trachten und Bräuche. Die Tracht der Männer hat um 1860 aufgehört zu existieren, jedoch verschwand sie nicht vollends aus dem täglichen Leben, da auch nach dem zweiten Weltkrieg noch einige Männer die hochgeschlossene schwarze Weste trugen.

Die letzte Konfirmation in Tracht fand 1912 in der Scheeßeler Kirche statt, die letzte Trauung in Brauttracht (mit drei Paaren gleichzeitig) 1923.

Beide Scheeßeler Trachtengruppen – Tanz- und Trachtengruppe „De Beekscheepers“ Scheeßel e.V. und die Original Scheeßeler Trachtengruppe e.V. tragen die Tracht heute noch voller Stolz zu Auftritten, Trachtenfesten und anderen Vereinsaktivitäten.

Bereits für den Täufling gab es eine eigene Tracht, das Taufgewand. Die Paten eines Täuflings waren immer vier junge, in der Regel verheiratete Verwandte sowie ein Großelternteil. Die Taufpatin trug die Abendmahlstracht, die sogenannte „widde Dracht“, auch als Ehrenkleid bezeichnet. Dieses Ehrenkleid hatte sie bereits zur Konfirmation erhalten. In den ersten Lebensjahren trugen auch die Jungs Kleider. Erst wenn sie „sauber“ waren, trugen sie eine schwarze Hose, eine schwarze Weste, schwarze Schuhe und ein blauweiß gestreiftes Hemd.

Die Mädchen bekamen mit 4 Jahren die erste Tracht. Sie besteht aus einem grünen Rock, einer schwarzen Pokerjacke, einer Blaudruckschürze, einer Blaudruckmütze oder bunten Mütze und einem Halstuch.

Die Konfirmandin trug zum ersten Mal das Ehrenkleid, welches fester Bestandteil der Grundausstattung der Kirchgangstrachten war. Dieses Ehrenkleid bekam das junge Mädchen zur Konfirmation. Es besteht aus dem schwarzen Rock, dem schwarzen Wams, einem bunt bestickten Unterkragen, einem weißen bestickten mit Spitze eingefassten Schultertuch, der weißen Schürze, einem aus schwarzen Seidenbändern bestehenden Wamsband mit Stickerei und dem Schmuck, bestehend aus Halsband, Brosche und Gürtel. Der Konfirmand trug eine schwarze lange Hose, die Bauernweste und einen schmalen weißen Kragen.

Auch zum Abendmahl wurde das Ehrenkleid getragen. Während die junge unverheiratete Frau die weiße Atlasseidenmütze trug, gehört zur Tracht der verheirateten Frau die Mütze aus schwarzgrundigen Seidenbändern mit Rosenmuster, die mit Tüll überzogen ist.

Ging ein unverheiratetes Mädchen zu Tanzveranstaltungen, trug sie die „Tanztracht“. Sie besteht aus einem grünen Rock, einem grünen Wams, einer lila Schürze, einem bunten Tuch, dessen Enden in den viereckigen Ausschnitt des Wamses gesteckt werden, und einer „bunten Mütze“. Es wird kein Schmuck und kein Wamsband dazu getragen.

Junge Mädchen, die an einer Feier teilnahmen, zogen ihre Festtagstracht an. Diese besteht aus einem grünen Faltenrock mit einer 40 cm breiten Samtborte. Auch das eng anliegende Wams (ein eng anliegendes Mieder) ist grün. Das Vorderteil des Wamses und der 20 cm breite ärmelaufschlag sind ebenfalls aus schwarzem Samt. Die Männer sind schlicht und dunkel gekleidet. Sie tragen die hochgeschlossene schwarze Weste über dem weißen oder blauweiß gestreiften Hemd und kurze blaugefärbte Leinen- oder Tuchjacken. An der Jacke sind zwei Reihen silberner Knöpfe befestigt, ebenso an den ärmeln. Die schwarzen Hosen werden entweder lang getragen oder als Kniebundhosen mit gestrickten Schafwollstrümpfen. Am auffälligsten ist der hohe Spinnthoot, der Winkelmann, benannt nach dem Scheeßeler Hutmacher Johann Conrad Winkelmann, der die Kopfbedeckung bald nach den Freiheitskriegen eingeführt hat. Der Winkelmann hat innen einen Stoffbeutel, in dem das Gesangbuch, Brot und ein Flachmann mitgenommen werden konnten.

War ein junges Mädchen auserkoren, bei der Hochzeit Brautjungfer zu sein, trug es ebenfalls die Festtagstracht und statt der „blanken Mütze“ zeitweise eine Brautjungfernkrone. Diese ist wie die Brautkrone aus Federn, Glasperlen und Seidenblumen gefertigt, nur ein wenig niedriger.

Der Hochzeitsbitter oder „Köstenbitter“ war in der Regel ein naher Verwandter des Brautpaares, oft ein Bruder von der Braut oder dem Bräutigam. Der Hochzeitsbitter trug die Festtagstracht der Männer. Sein Winkelmann wurde mit künstlichen Blumen und buntseidenen Bändern geschmückt. Auch an seinem Handstock waren bunte Bänder befestigt.

Die Braut trug meist das Ehrenkleid wie bei der Konfirmation, nur wird der Kragen mit einer weißen Spitze umlegt.

Der Brautschmuck, gemeint sind die vierteilige Brautkrone und die Bossblomen, musste bei der Frau des Pastors, später von der „Stieweschen“, der Mützennäherin, für einen Taler ausgeliehen werden. Das über der weißen Schürze befindliche schwarze Wamsband ist mit Kantillen und Litzen bestickt. Das Ehrenkleid wird rechts und links vom Ausschnitt mit „Bossblomen“ geschmückt, welche aus Seidenblumen, Federn und Glasperlen gefertigt sind. Am Ende jeder Bossblome befindet sich eine blaue Samtschleife. Der Bräutigam trug den „Brögamsrock“ (eine lange schwarze Jacke), eine hochgeschlossene schwarze Weste, das weiße Leinenhemd, eine schwarze Hose und den Winkelmann. Der Bräutigam wurde von seinem Vater und einem weiteren Trauzeugen zur Kirche begleitet und wartete dort auf die Braut. An seiner linken Seite führte er die Braut zum Altar. Beim Verlassen der Kirche ging sie an seiner rechten Seite.

Da sich nicht jeder eine Festtagstracht leisten konnte, trugen die meisten Frauen und Mädchen auch auf einer Hochzeit und an Feiertagen ihre Sonntagstracht. Diese besteht aus einem grünen Faltenrock und einer schwarzen hochgeschlossenen Pokerjacke. Die älteren Männer trugen an Sonn- und Feiertagen schwarze lange Jacken und Mützen. Die Sonntagskappe ist mit Seide überzogen, die Alltagskappe auch mit anderen Stoffen.

Die Mutter nahm am Taufgottesdienst nicht teil, da sie Haus und Hof erst 6 Wochen nach der Geburt zum ersten Kirchgang verlassen durfte. Sie trug den schwarzen Rock, die schwarze Pokerjacke, ein schwarzes Seidenhalstuch, die schwarze Schürze, schwarze Strümpfe und schwarze Schuhe, sowie die mit Tüll überzogene und mit einem Spitzenstrich versehene „Muttermütze“ oder „Rosenmütze“ aus schwarzgrundigen Seidenbändern mit Rosenmuster.

Das Tragen der Trauertrachten sowie die Zeremonie und die Trauerzeit waren in früheren Zeiten bis ins Einzelne durch die Obrigkeiten festgelegt und regional sehr unterschiedlich. Die Trauerzeit einer Familie dauerte mehrere Jahre. Volltrauer oder tiefe Trauer (6 Wochen bis zu 6 Monaten), Halbtrauer (bis zum 12. oder 18. Monat), ausgehende Trauer oder Abtrauer (Beginn nach einem bzw. eineinhalb Jahren) und Trauerlosigkeit (in der Regel nach zwei Jahren) wurden genau unterschieden. Während der Volltrauerzeit war es untersagt, an Tanzveranstaltungen oder ähnlichen Freudenveranstaltungen teilzunehmen. In dieser Zeit durfte auch nicht geheiratet werden. Erst mit der Halbtrauer war es gestattet, z.B. bei Tanzveranstaltungen wieder zuzuschauen.

An den Trachten konnte man außerdem den Verwandtschaftsgrad erkennen. Dieses zeigt sich eindrucksvoll an den vielen verschiedenen Mützen der Trachtenträgerinnen. So wurde z.B. überliefert, je breiter der Aufschlag einer Frese an der Mütze war, umso tiefer wurde getrauert. Auch weiß als Trauerfarbe war in früher Zeit in Deutschland üblich und spiegelt sich in den einzelnen Trachten wider. Erst die Halbtrauer gestattete es, eine ganz schwarze Tracht zu tragen. Zudem wurde darauf geachtet, dass die Kleidung nicht reflektierte. So herrschten Wollstoffe, Krepp und ähnliche matte Stoffe vor.

Die Bestattung fand nach sehr feierlichem Zeremoniell 60 Stunden nach dem Versterben statt. Das Hemd, das Braut und Bräutigam an ihrem Hochzeitstag getragen hatten, wurde sorgfältig als Totenhemd für die eigene Bestattung aufbewahrt. Frauen gab man oft eine Mütze, auf dem Foto die Abendmahlsmütze, mit in den Sarg.

Die Alltagstracht oder auch Arbeitstracht bestand aus einem halbwollenen schwarzen oder grünen Faltenrock und einer schwarzen Jacke (Pokerjacke), die je nach Witterung lange oder halblange ärmel hatte. Im Sommer trat vor 1850 an die Stelle der Pokerjacke ein ärmelloser Rump (buntes Baumwollmieder), unter dem das Hemd bis zum mittleren Oberarm hervortritt.

Die Frauen binden eine Leinen- oder Blaudruckschürze um, die beidseitig mit einem unterschiedlichen Muster bedruckt ist. Die Blaudruckschürzen werden direkt in Scheeßel gefärbt und bedruckt. Auch die Mütze bestand anfangs aus Blaudruckleinen, im Laufe der Zeit wurden andere bunte Mützen getragen. Statt der Mütze konnte vor allem im Sommer auch der „Peerkopp“ getragen werden. Dieser besteht aus Strohgeflecht und verdankt seinen Namen seiner besonderen Form. Die Männer trugen im Alltag Leinenhemden mit schmalen Bündchen an ärmeln und Kragen. Die schwarze Leinenhose wurde im Verlauf durch die Manchesterhose ersetzt. Dazu wurden Holzschuhe, eine schwarze Mütze und ein Halstuch getragen.

Der Scheeßeler Schmuck wurde allgemein als „Dat Blanke“ bezeichnet und besteht aus dem Halsband, dem „Schlott“ (Brosche) und dem „Lievhaken“ (Gürtel). Die junge Trachtenträgerin bekam und trug diesen Schmuck erstmalig zur Konfirmation.

Der Trachtenschmuck wurde stets von einheimischen Goldschmieden hergestellt. Hauptstätten der Schmuckanfertigung waren Bremervörde, Buxtehude, Visselhövede und Rotenburg. Während die Bewohner des Kernortes Scheeßel und der nordwestlich der Wümme liegenden Kirchspielorte ihren Schmuck hauptsächlich von den Goldschmiedefamilien Brunkhorst und Mügge in Buxtehude anfertigen ließen, bezogen die Bewohner der südöstlich der Wümme gelegenen Ortschaften die drei Schmuckstücke von der Goldschmiedefamilie J.W. Thoden aus Rotenburg. An den unterschiedlichen Mustern der Goldschmiedearbeit konnte die Herkunft der Schmuckstücke erkannt und den jeweiligen Scheeßeler Kirchspielortschaften sowie den anderen Kirchspielen (z.B. Sottrum, Sittensen, Gyhum, Elsdorf) der Geestlandschaft zugeordnet werden.

Während die Grundform der einzelnen Schmuckstücke aus bearbeitetem Silberblech beibehalten wurde, variierten sie je nach Wohlstand der Familien in Größe, Ausstattung und Verzierung. Um 1800 wurden die Schmuckstücke mit feinem handgearbeitetem Filigran aus Silberdraht, der zu Spiralen, Ornamenten und anderen Zierformen gestaltet wurde, ausgestattet. Bunte eingefasste Glassteine in Rot, Blau und Grün vervollständigten die Goldschmiedearbeiten. Je mehr Glassteine verarbeitet wurden, umso wohlhabender war die Trägerin. Zudem ließen die wohlhabenden Bauern den Schmuck noch vergolden.

Getragen wurde der Schmuck zu den Kirchgangstrachten (Konfirmation, Abendmahl, als Patin und zur Hochzeit) sowie zu den Festtags- und Brautjungferntrachten.

Halsband

Das Halsband setzt sich aus der Halsbandschließe und dem perlenbesetzten Band zusammen.

Das 4-5 cm breite, violette Unterband ist mit 12 bis 15 Reihen aufgezogener dunkelroter Glasperlen dicht besetzt und mit einer bunten Borte mit Perlenstickerei und Franzen eingefasst.

Das Unterteil der Halsbandschließe besteht aus Messing. Das Oberteil der Schließe besteht aus Silberblech, verziert mit feinem Silberfiligran. Das Dekor ist auf der Oberseite der Schließe aufgesetzt. Häufig bilden die Einfassungsteile eine achtteilige Rosette mit einer, die Riegelfelder zur Geltung bringenden Binnenrosette. Der in der Mitte liegende, von gebogenem, spiralig gelegtem Draht eingefasste Buckel wird von einem Reif aus acht Glassteinen umrahmt.

Brosche „Schlott“

Die Brosche ist eine leichtgewölbte, kreisrunde, auf der Oberfläche oft vergoldete Platte aus Silberblech mit einem Durchmesser von 6-8 cm. Sie hat in der Mitte einen kreisrunden Ausschnitt mit einem Durchmesser von 2 cm, der mit einem Dorn versehen ist. Das Dekor aus handgefertigtem Silberfiligran ist aufgesetzt. Auch hier besteht die Grundform des Dekors oft aus einer achtteiligen Rosette. Vier bis acht halbkugelförmige Buckel werden jeweils von einem Reif aus acht bunten Glassteinen umfasst. Die Zwischenräume sind mit großen, mittleren und kleinen eingefassten bunten Glassteinen, in verschiedenen Mustern angeordnet, versehen.

Auf der Innenseite sind meistens die Initialen der Eigentümerin und die Jahreszahl, wann sie den Schmuck erhalten hat, eingraviert.

In früheren Zeiten diente die Spange dazu, ein Schultertuch zu befestigen oder ein Hemd zu schließen. Bei der Scheeßeler Tracht wird die Brosche oder „Dat Schlott“ am Unterkragen des Wamses befestigt und über den Vordermützenbändern als reiner Schmuck getragen.

Gürtel „Lievhaken“

Der Gürtel oder „Lievhaken“ besteht aus der zweiteiligen Gürtelschließe und einem 6-7 cm breiten, blau- oder schwarzgrundig, mit schwarzem Samtflor gemusterten Seidenband.

Das im vorderen Bereich, rechts und links der Gürtelschließe in drei Falten gelegte Gürtelband ist auf jeder Seite mit 6 bis 8 aufgestickten Rosetten versehen. Die Mitte der Rosette bildet ein roter Granatstein oder einfach nur Glanzpapier, das sog. „Leugenblank“. Hier konnte die jeweilige Trägerin, wie auch bei der Blanken Mütze, etwas schummeln, wenn die Familie nicht ganz so wohlhabend war. Eingefasst ist der Stein mit aus goldfarbenem, gestanztem dünnen Blech, umrahmt von stumpfen Silberpailletten und Kantillen. Die Ränder des Gürtels sind mit einer feinen Posamentenborte versehen.

Die zweiteilige Gürtelschließe, auf jeder Seite in Form eines gespiegelten dreiblättrigen Kleeblattes, wird durch Haken und öse verbunden. Sie besteht aus leichtgewölbtem Silberblech, oft mit vergoldeter Oberfläche. Das kunstvoll aufgesetzte Dekor aus handgefertigtem Silberfiligran legt sich an die äußere Form der Schließe an. Auch hier sind einige Rosetten aus halbkugelförmigen Buckeln, umkränzt von bunten eingefassten Glassteinen zu erkennen. Vervollständigt werden die Muster von bunten eingefassten Glassteinen in drei verschiedenen Größen.

Unterkragen „Herz“

Die Mitte des Herzens ist mit rotem Filz ausgekleidet, mit einem Kreuz, einem Anker und/oder einer Lebensrune versehen und in Herzform mit Perlen bestickt. Die Symbole bedeuten: Glaube, Liebe und Hoffnung. Rund um den Halsausschnitt setzt sich die Stickerei fort. An der Herzspitze befindet sich der Aufhänger für die Brosche.

Der Ausschnitt ist rundherum mit einer weißen Blende eingefasst. Die hintere Blende ist von der Mitte nach außen in Falten gelegt. Vorne und an den Seiten wird die Blende des Ausschnitts zudem oft mit einem roten Seidenband und Spitze versehen.

Zur Braut-, Brautjungfern-, Konfirmations- und Abendmahlstracht wurde der bunte Kragen unter dem Wams getragen.

Scheeßeler Mützen

Eine Frau im Kirchspiel Scheeßel besaß etwa 11 verschiedene Mützen, die zu den verschiedenen Anlässen getragen wurden. Von diesen 11 Mützen wurden allein 5 verschiedene Mützen zu den Trauertrachten getragen. Aufbewahrt wurden die Mützen in bunt bemalten Hutschachteln.

Die Mütze bedeckt nur den Hinterkopf und wird auf einem Haarknoten festgesteckt. Die Haare werden vorne streng gescheitelt, sodass keine Haare ins Gesicht fallen. Alle Mützen bestehen aus drei Teilen: die Kappe aus einem festen Pappkorpus mit verschieden gemusterten Bändern bezogen, innen mit Leinenstoff gefüttert und einem bunten Seidenband eingefasst; die Vorderbänder (ca. 45cm lang) werden im oberen Teil zu einer Schleife genäht und mit Papier gefüttert; die Hinterbänder (etwa 60cm lang) werden am Mützenansatz ebenfalls zu einer Schleife genäht.

An Sonn- und Feiertagen sowie zum Kirchgang wurden die Mützen mit einem weißen Strich getragen, einer weißen Blende am Mützenrand. Zur Arbeit und alltags trug man die Mütze ohne Strich.

Man unterscheidet den „Spitzenstrich“ aus weißer Spitze und den „schlichten Strich“, auch „Frese“ genannt, aus weißem Leinen- oder Baumwollbatist. Der Spitzenstrich wurde zu Freudenzeiten, die Frese zu Trauerzeiten getragen. Beide werden gestärkt und mit einer sogenannten Knippmaschine in sehr kleine Falten plissiert. Ein durch die Spitze gezogener Faden sorgt dafür, dass diese eng am Kopf anliegt.